Interview mit Meli und Céline zu ihrem Engagement bei einer Fasnachts-Gugge
Meli ist Mitglied der „Blächschmelzer“, einer kleinen, familiären Gugge aus Winterthur. Ihre Liebe zur Fasnacht, insbesondere zur Musik und dem Gemeinschaftsgefühl, hat sie schon vor 20 Jahren in die Welt der Guggenmusik geführt. Wir haben mit ihr über ihre Erlebnisse gesprochen und erfahren, warum die Fasnacht für sie mehr als nur eine Veranstaltung ist – sie ist ein Familienereignis, das Spass, Tradition und viel Herzblut vereint. «Euses Blättli» hat sie und ihre Tochter Céline Hause getroffen und sich in die Welt der Fasnacht entführen lassen.
Euses Blättli: Danke, dass ihr euch gemeldet habt, als wir jemanden suchten, der sich an der Fasnacht engagiert.
Meli: Das ist unser Ding!
Céline: Ja!
Meli, du bist ja leidenschaftlich in der Fasnacht unterwegs und spielst in einer Gugge. Wie kam es dazu?
Meli: Ich war schon immer von der Fasnacht fasziniert, aber als Kind war das bei uns zu Hause schwierig, weil ich mich nicht verkleiden durfte. Die Fasnacht war immer mit negativen Assoziationen verbunden – so wie das Trinken und das Mitgehen mit Fremden. Aber irgendwann, vor etwa 20 Jahren, hat mich ein Freund dazu motiviert, mit der Gugge zu starten. Ich habe Schlagzeugunterricht genommen und es von Grund auf gelernt, weil ich das Instrument wirklich beherrschen wollte. Danach war ich mehrere Jahre in einer professionellen Gugge unterwegs. Das hat mich sogar nach Paris oder Prag geführt. Nach der Geburt meiner Tochter Céline habe ich die Gugge dann erstmal ruhen lassen, weil es zeitlich einfach zu aufwendig war. Aber irgendwann bin ich wieder eingestiegen – in einer kleineren und familiäreren Gugge, den «Blächschmelzern». Aber das nur, weil auch Céline die Fasnacht liebt, und wenn immer möglich dabei ist.
Céline: Ich darf auch mitlaufen und spiele die Kinderpauke!
Meli: Céline war seit Geburt an jeder Fasnacht dabei und lebt das richtig. Auch den Rhythmus beim Spielen hat sie drauf, ohne dass sie extra Unterricht genommen hätte.
Was macht dir an der Fasnacht am meisten Freude?
Meli: Wir sind wie eine grosse Familie. Es ist einfach toll, diese Gemeinschaft zu erleben. Man schaut aufeinander, sorgt füreinander – jeder weiss, dass Céline zu mir gehört. Würde sie verloren gehen, brächte sie sofort ein anderer Fasnächtler zu mir zurück. Die Freude am Spielen und an der Musik verbindet uns, und es ist immer eine tolle Zeit. Wir machen auch viele Dinge abseits der Fasnacht zusammen, wie ein Raclette-Essen oder einen Sommerplausch. Es ist also definitiv mehr als ein Hobby. Es ist wirklich schön, diese Tradition zu leben. Ich finde es schön, dass ich diese Leidenschaft mit Céline teilen kann.
Du hast erwähnt, dass es viel Arbeit ist, mit der Gugge unterwegs zu sein. Was gehört alles dazu?
Meli: Es ist ein grosser Zeitaufwand. Unsere Hauptsaison geht von Januar bis Mitte März, und wir sind fast jedes Wochenende unterwegs. Wir investieren auch viel in unsere Kostüme – das Konzept, das Nähen und die Dekoration. Jeder kann seine eigenen Ideen einbringen – und ich habe meistens zu viele als zu wenige Ideen! Wir sind jetzt schon dran, die «Gwändli» für nächstes Jahr zu planen. Und ich muss ja eigentlich einenhalb Gwändli erstellen… Céline hat ganz genaue Vorstellungen, wie es aussehen soll.
Céline: Mein Gwändli muss gut aussehen, denn wir tragen es dann 2 Jahre lang!
Meli: Dann sind noch die Proben. Ausser während den Sommerferien proben wir jeden Dienstag. Es ist also alles ziemlich zeitintensiv, vor allem, weil ich auch für mein Kind da sein möchte. Wenn sie mal krank ist, ist es kein Thema, wenn ich dann nicht zu einer Probe komme. Unsere Gugge ist so familiär organisiert, dass sie verstehen, dass meine Tochter immer meine erste Priorität ist.
Wir haben ja das Thema «Kältegeschichten». Hast du als Fasnächtlerin Tipps für den Umgang mit Kälte?
Meli: Ja, manchmal wäre eine Fasnacht im Sommer echt toll *lacht* Im Ernst: Das Wetter auszuhalten bin ich mir als gelernte Gärtnerin gewöhnt. Wir versuchen, uns so gut wie möglich vorzubereiten, mit Thermowäsche, Fleece im «Gwändli» und warmen Schuhen. Manche haben Handschuhe an, aber ich kann nur ohne spielen. Eigentlich wie beim Skifahren! Aber ich mag es lieber kalt, dafür trocken. Es gibt nichts Schlimmeres als eine verregnete Fasnacht – dann klebt das Konfetti am ganzen Körper.
Du kannst ja auf eine lange Zeit der Fasnachts-Tradition zurückblicken. Was hat sich verändert?
Meli: Es gibt nicht mehr viele, die den Hintergrund von Fasnacht noch verstehen, die wissen, dass es darum geht, den Winter zu vertreiben. Das leben nicht alle Kulturen. Das ist an sich okay, aber man merkt es eben als Fasnächtlerin. Zum Beispiel der Winterthurer Kinderumzug ist ganz schwierig, weil man sehr viel Konfetti ins Gesicht geschmissen bekommt. Und nicht mal sauberes Konfetti, sondern solches vom Boden. Das ist einfach grusig, man nimmt doch auch sonst nichts vom Boden und schmeisst es anderen ins Gesicht. Darum meine Bitte: Wenn ihr werfen wollt, dann kauft dem Kind doch bitte einen frischen Sack Konfetti.
Céline: Wenn ich mein «Gwändli» in der Schule anhaben, fragen die Kinder immer, als was ich verkleidet bin. Sie kennen die Tradition der Guggen gar nicht. Das muss ich dann immer erklären.
Wo kann man die «Blächschmelzer» mal live spielen hören?
Meli: Natürlich an der Winterthurer Fasnacht! Aber auch Schaffhausen und Laufenburg sind zwei sehr schöne Fasnachten. Aber eventuell gibt noch eine weitere Möglichkeit fürs Dättnau. Ich will noch nicht zu viel versprechen, aber allenfalls kann man die «Blächschmelzer» am Räbeliechtli-Umzug 2025 hören. Die Organisatoren haben mich für den letzten Umzug angefragt, ob wir ihn mit der Gugge begleiten könnten, weil wir das für andere Quartiere wie Zinzikon auch schon machen. Leider war es etwas zu kurzfristig. Aber vielleicht passiert es dieses Jahr!
Eine tolle Idee! Vielen Dank für das Gespräch, Meli und Céline.
Die Winterthurer Fasnacht findet von 7.-10. März 2025 statt.
Mehr zu den Blächschmelzern: https://www.blaechschmelzer.ch/
Mehr zur Winterthurer Fasnacht: https://www.fakowi.ch/